Nachdem ich recht enttäuscht war, dass das Thermikcamp im März nicht hatte stattfinden können, hatten wir sehr viel Glück bei dem Ausweichdatum. 4 Tage fliegen, jeden Tag stärkere Thermik, drei Startplätze (Jungfraujoch, Brienzer Rothorn, Schilthorn) an die ich niemals alleine gegangen wäre. Ich habe gut gemerkt wie ich jeden Tag dazu lernte. An Tag 1 lernte ich besser Eindrehen, Tag 2 konnte ich in der Thermik sehen dass besser eindrehen viel bringt, Tag 3 konnte ich das Streckenfliegen erleben und an Tag4 Konnte ich das Gelernte zum Erfolg umsetzen.
Kari hatte mit uns ein Brainstorming gemacht in dem er 5 Themen aufrief Meteo , Material, Technik (Flugtechnik), Taktik (Flugplanung) und Mental ich werde das Gelernte in diese Kategorien aufteilen.
Meteo
- Emagramm/Prognosetools
- Startplatzhöhe / Thermik
- Startzeitpunkt / Thermikauslösung
Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl ich müsste besser werden im Emagramm lesen. Emagramm ist gut und recht aber Tools wie Soaringmeteo (https://soaringmeteo.org/soarWRF) und XCTherm (https://xctherm.com/) geben einen guten Einblick und können dich schon Mal auf die richtige Spur bringen. Hierbei ist es entscheidend auch einmal etwas Mut zu haben und höher zu gehen um sicher zu stellen, dass man höher Startet als die Thermik auslöst. (Die Thermik hat eine ober und untergrenze bis jetzt habe ich eher auf die Obergrenze geachtet als auf die untere) Die Tools helfen auch ab zu schätzen wann die beste Zeit ist zu starten. Als Anfänger ist es meiner Meinung besser etwas zu spät zu starten, Thermik hat sich überall schon bilden können und man hat als anfänger nicht das Ziel 6-7h in der Luft zu sein. Wenn man etwas nach dem Beginn der Thermik startet, senkt man das Risiko massiv zu schnell am Boden zu stehen und kann so auch das Vertrauen aufbauen auf Strecke zu gehen.

Material
- Gurtzeug einstellungen
- Alpha/Epsilon
Baumi hat sich meinem Gurtzeug angenommen und hat mich in meinem Progress 3 viel aufrechter hingesetzt. Er erklärte mir, dass ich im Progress sitzen kann wie ich will, ich bin immer ein Aerodynamisches Hindernis, in dem Fall ist es besser eher Aufrecht zu sitzen. Durch die aufrechte Sitzposition habe man weniger angst in der Thermik. Ausserdem hat er meinen Beschleuniger neu eingezogen (der war falsch drinn) und mir dazu geraten ihn noch etwas zu kürzen. All diese Anpassungen haben sich extrem gut auf meine mentale Verfassung in der Thermik ausgewirkt.
Ohne den Epsilon hätte ich den 50Km Flug niemals geschafft, bei allen drei Talquerungen während meinem 50Km Flug hätte ich mit dem Alpha wohl zu viel Höhe verloren und wäre in der warmen Suppe gelandet. Ein Omega X-Alps macht einem nicht zum Chrigel aber ein A-Schirm ist schon etwas ein Stein am Bein.
Technik
- 3-6-3
Kari hält nichts von der Technik von Kelly Farina “möglichst flach drehen” – Er hat die Technik möglichst im Kern der Thermik zu bleiben. Je mehr Aufwind man hat desto enger muss man drehen um im Kern zu bleiben. Seine Übung mit “ein paar Kreise mit 3m/s sinken drehen – dann ein paar Kreise mit 6m/s drehen und dann wieder zurück zum 3m/s drehen zurückkehren” (mit fliessenden Übergängen zwischen drei und sechs Meter sinken) gab mir sehr viel Selbstvertrauen wie ich in der Thermik eindrehen soll. Durch die Übung fing ich an mit richtig Mut ein zu drehen und den Kern der Thermik zu suchen. Für mich hat diese Anpassung meines Thermikfluges viel gebracht und ich werde weiter regelmässig 3-6-3 trainieren.
Taktik
- Safe Landing
- Etappen
Das Überraschendste für mich war die Information dass man immer versuchen sollte einen offziellen Landeplatz in Gleitflugentfernung zu haben. Nicht “dieses Feld da unten sieht Landbar aus” sondern effektiv Offizielle Landeplätze. Diese Taktik ergibt viel mehr Struktur zur Flugplanung und sorgt dafür dass man seiner Planung besser traut. Ich hatte bereits herausgefunden dass man seine Flüge in Etappen plant. Pascal Jörg nannte seine Planung “Vorbehaltene Entschlüsse” für mich sind das die IF Entscheidungen in meinem Script. Für gewisse Schlüsselstellen überlege ich mir im Voraus bereits ein paar IF statements. z.B. Wenn (also IF) ich über der Schynigeplatte mit 3000m rauskomme versuche ich den Brienzergrat zu erreichen, wenn (IF) ich etwas tiefer rauskomme werde ich noch versuchen am Harder zu soaren und wenn ich nur knapp über den Bergkamm komme dann schaue ich dass es mir noch auf die Höhenmatte reicht.
Mental
- Entscheidungen
Manchmal muss man einfach sein Herz in die Hand nehmen und sagen, ja in Brienz landen ginge einfacher aber ich werde es mir nicht verzeihen wenn ich nicht doch noch versuche nach Interlaken zu kommen. Ausserdem hat mir das bewusste ausdenken einer Taktik mit einigen Schlüsselstellen und Entscheiden für Schlüsselstellen das auf Strecke gehen massiv erleichtert. Nun muss ich aber noch beweisen, dass ich genug gelernt habe um ohne Input von Kari oder sonst einem erfahrenen einen machbaren Plan zu entwickeln.